Reportage
Pumpwerk Seidenbaum 01|2023

Pumpwerk in Massarbeit

Ein hoher Grundwasserspiegel, bereits bestehende Gebäude sowie nur wenig Platz zum Arbeiten sorgen bei der Errichtung des Pumpwerks Seidenbaum für erschwerte Rahmenbedingungen. Ein erfahrener Marty-Bautrupp hat sich diesen Herausforderungen gestellt und sich dabei über die Schulter blicken lassen.

Selbst für kurzfristige Besuche ist es alles andere als einfach, einen Parkplatz für den eigenen PKW zu finden, ohne im Weg zu stehen und möglicherweise laufende Arbeiten zu blockieren. Hier, zwischen viel benutzter Landesstrasse, hohen Wohn- und Gewerbehäusern, einem lauschigen Wäldchen und einer stark befahrenen SBB-Trasse ist es eng. Es gibt gerade so viel Platz, dass Mannschafts- und Materialcontainer sowie im Freien liegende Bauteile dicht an dicht abgeladen werden konnten. Alles beinahe zu eng, um sich vorstellen zu können, dass an dieser Stelle ein Gebäude errichtet werden soll, welches in Zukunft das gesamte Abwasser der Gemeinde Wartau Richtung ARA Sargans pumpen und so das Stilllegen der ARA Wartau erst möglich machen wird: das Pumpwerk Seidenbaum.

Um die Baugrube vorbereiten zu können, liefen gleichzeitig zwei Pumpen auf Dauerbetrieb, die den Grundwasserspiegel entsprechend tief halten mussten.

Philipp Heeb, Projektleiter

Zum begrenzten Raum, auf dem für wesentliche Arbeiten statt eines Oberdreherkranes lediglich ein Menzi 100 Bagger eingesetzt werden kann, kam ganz zu Beginn noch ein unterirdisches Problem hinzu. «Um hier überhaupt die Baugrube vorbereiten und betonieren zu können, liefen gleichzeitig zwei Pumpen auf Dauerbetrieb, die den Grundwasserspiegel entsprechend tief halten mussten. Eine mit 2500 Liter, die andere mit rund 1000 Liter pro Minute Pumpleistung», erinnert sich Philipp Heeb, der im ARA-Sargans-Projekt für die Bauabschnitte Pumpwerk und Druckleitungsbau verantwortlich ist.

An den mehr als feuchten Start erinnert am heutigen Tag nur wenig. Zum einen, weil schon der Morgen einen schönen, trockenen Herbsttag verspricht, zum anderen weil nach wie vor eine Pumpe auf Dauerbetrieb läuft, um das überschüssige Grundwasser in Richtung eines eigens dafür aufgestellten Absetzbecken zu leiten und so die bereits betonierte und von Spundwänden umgebene Baugrube trocken zu halten. «Sonst würden wir auch jetzt noch innerhalb von zwei Minuten knietief im Wasser stehen», lächelt Vorarbeiter Vinzenz Dieing unter seinem Marty-Bauhelm. Der 34-jährige Vorarbeiter nimmt heute mit seinem kleinen Trupp das Betonieren der Seitenwände des Pumpenraumes in Angriff. An einem Rand der Baugrube biegen dafür die beiden Kollegen Jose und Fahret unzählige, starke und lange Stahlstäbe auf die erforderlichen Längen zurecht, um für die nötige Bewehrung zu sorgen. Am anderen Rand steht Vinzenz, um mit mehreren Spriessen zwischen Spundwand und der dort bereits errichteten, zweihäuptigen Schalung die einhäuptige Schalung auf der gegenüberliegenden Seite abzustützen. «Es braucht diesen Gegendruck, weil wir dort durch eine bestehende Gebäudewand ja nicht von zwei Seiten schalen können», erklärt der gebürtige Allgäuer, während er einen weiteren Spriess mit viel Muskelkraft im engen Spalt verspreizt. Zwischendurch spannt er über die ganze Baugrubenlänge gelbe Schnüre, um entlang dieser mit einem Meterstab die exakten Abstände zu kontrollieren.

Durch die schweisstreibende Arbeit und die bereits etwas höher stehende Sonne hat Vinzenz trotz Spätherbst mittlerweile die Jacke ausgezogen und schafft nur im T-Shirt weiter. «In die Baugrube fällt den ganzen Tag über zwar kein einziger Sonnenstrahl, aber das warme und trockene Wetter ist zumindest für die anstehenden Betonierarbeiten ideal», freut sich der Vorarbeiter und steigt kurz aus der Enge und Tiefe ins Licht. Von oben erklärt er die weiteren Bauphasen bis zur Fertigstellung. «Neben dem Pumpenraum mit dem trichterförmigen Pumpensumpf, damit das Wasser dort gut abfliessen kann, arbeiten wir in der vorderen Baugrube gerade an einem sogenannten Kiesfang. Dort werden gröbere Teile wie Holzstücke oder Steine zurückgehalten, ehe das Abwasser dann Richtung Pumpe fliesst», deutet Vinzenz auf einen bereits verschalten, würfelförmigen Bereich. «Oberhalb der Pumpe kommt dann noch ein separater Technikraum für die Steuerung und alle Schaltschränke. Wir sind allerdings nur für den gesamten Rohbau zuständig, die ganze Technikinstallation inklusive Pumpe übernimmt eine andere Firma.» Von Marty selbst wird allerdings noch angrenzend ein eigener, grosser Bereich für Wohnmobile gebaut. Mit Wasser- und Stromanschluss, aber nicht als Stellplatz, sondern damit dort direkt und fachgerecht Fäkalientanks entleert und sonstige Reinigungsarbeiten durchgeführt werden können.

Die kurze Sonnen- und Gesprächspause ist vorbei, Vinzenz steigt wieder in die dunkle Baugrube zu seinen Kollegen. «Die ganzen Eisen hier müssen noch rein», gibt der erfahrene Vorarbeiter noch knappe Anweisungen, ehe er sich selbst wieder dem Einrichten der Schalungswände widmet. Es wird Zeit, den Besuch hier im engen Schattenloch zu beenden und einen Blick auf die sonnigen Felder auf der anderen Seite der SBB-Trasse zu werfen. Denn dort stehen bereits die weithin leuchtenden, roten Marty Baufahrzeuge, um den längsten Bauabschnitt des gesamten Projektes in Angriff zu nehmen: mehrere Pressbohrungen und den kilometerlangen Druckleitungsbau Richtung Sargans.

Zum Projekt

Zusammenschluss ARA Wartau / ARA Sargans

Auftraggeber: Politische Gemeinde Wartau
Projektleiter Zusammenschluss ARA Wartau / ARA Sargans: Philipp Heeb

Ausführung Arbeiten:

  • Etappe 1: Juni 2022 bis Mai 2023
  • Etappe 2: Juni 2023 bis Dezember 2023
  • geplante Vollinbetriebnahme Gesamtnetz: Dezember 2023

Eckdaten Zusammenschluss ARA Wartau / ARA Sargans (u.a.):

  • 11 km Gesamtlänge Druckleitung
  • 25 km verlegte Kabelschutzrohre
  • 3 Pressbohrungen (20 bis 40 m Länge, u.a. auch Unterquerung SBB-Trasse)

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