Reportage
Bewässerung Furttal ZH 08|2021

Arbeit, die zusammenschweisst

Das Furttalprojekt hat viele Herausforderungen. Eine davon ist das eigentliche Herzstück: die fast 13 km lange Leitung, die in Zukunft die landwirtschaftlichen Flächen mit Wasser versorgen soll. – Ein Besuch bei den MARTY-Schweissertrupps, die wesentlich dazu beitragen, dass dies auch reibungslos funktionieren wird.

Wohltuende Ruhe am Morgen: Handarbeit ist angesagt. Aggregat, Fräse und Bagger haben Pause. Im Leitungsgraben steht lediglich ein MARTY-Mitarbeiter und entfernt die oberste Schicht eines Leitungsrohrendes und säubert die Stelle danach sorgfältig mit Reinigungsmittel: wichtige Vorarbeiten für das E-Muffen-Schweissen.

«Die freigeschabte Stelle muss schön glatt und sauber sein», betont der 30jährige Edy, während er mit einem Marker vorzeichnet, wo die E-Muffe exakt sitzen muss. Edy ist eigentlich eine Art Künstlername. «Mein vollständiger, tschetschenischer Name ist nämlich viel zu lang und für die meisten unaussprechlich», grinst der 30jährige Arbeiter fröhlich.

Sein Kollege Martin Scherrer hat in der Zwischenzeit die E-Muffe ausgepackt und erklärt die Funktionsweise: «In diesem Verbindungsstück sind Drähte eingebaut, die sich bei Stromzufuhr erhitzen. Dadurch verklebt sich der Kunststoff der Muffe mit den beiden Rohrenden bombenfest.»

Zunächst ist aber noch sein Kollege am Zug. Mit kräftigen Hammerschlägen bringt er die robuste Muffe in die richtige Position. Martin Scherrer sitzt bereits wieder im Bagger und schiebt das zweite, mit schwerer Kette an der Schaufel hängende Rohr vorsichtig zur Anschlussstelle im Graben. Schnell hat Edy auch dieses zweite Rohrende für das bevorstehende Schweissen präpariert und gereinigt. Er zentriert die E-Muffe danach über die beiden Rohrenden und verkabelt sie mit einem Schweissgerät. Der rund 25 Minuten dauernde Schweissvorgang läuft automatisiert ab. Ein an der Muffe befindlicher Strichcode gibt dem  Schweissgerät alle dafür nötigen Eckdaten. Nur ganz zum Schluss ist noch einmal Handarbeit angesagt: Mit einem weissen Marker vermerkt Martin Scherrer das genaue Datum und den Namen des Bautrupps auf dem Verbindungsstück. Bereits 45 Minuten später kann der Leitungsgraben zugeschüttet werden.

15 bis 20 solcher E-Muffen-Verbindungen hat allein dieser zweiköpfige Bautrupp bereits fertiggestellt. Einige davon nach Spülbohrungen unter Strassen oder Bächen. Für die meisten anderen Rohrverbindungen im Furttalprojekt ist allerdings ein anderer Trupp zuständig: die Spiegelschweisser. Und die schaffen keine 300 Meter entfernt. Eine gute Möglichkeit, auch ihnen einen kurzen Besuch abzustatten und bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.

Der Zeitpunkt ist perfekt gewählt: Gerade wird das Spiegelschweiss-Gerät mit einem kleinen Bagger aus dem MARTY-Transporter gehoben und neben der Schotterstrasse am Feldrand aufgestellt. Das vollelektronisch gesteuerte Wunderwerk nennt sich «Hürner Eco 2.0» und ist erst seit wenigen Wochen bei MARTY im Einsatz. Mit Schweisser Patrick Christen und seinem Kollegen Emin Redzepi reicht auch hier ein eingespieltes Team aus zwei Männern, um die 10 bis 15 Meter langen Einzelrohre Stück für Stück zu einer langen Leitung zu verschweissen.

Mit Hilfe des Baggers und ein paar schnellen Handgriffen werden die ersten beiden Rohre von einem Stapel gehoben und auf dem Grundschlitten fixiert. Auch beim Spiegelschweissen ist Genauigkeit und Sauberkeit oberstes Gebot. «Ein Grashalm genügt und die Naht ist nicht gut und kann kaputt gehen», weiss Patrick Christen.

Zunächst werden die beiden Rohrstümpfe mit einem im Gerät eingebauten Hobel bei 35 bar gleichmässig abgeschliffen, damit die spätere Schweissnaht auch wirklich plan ist. Danach werden die Enden gereinigt und an den – für das Spiegelschweissen namensgebenden – stählernen Heizspiegel gepresst.

Patrick Christen hat dank modernster Gerätschaft alles im Griff und liest alle relevanten Daten direkt von einem Display ab. «Bei alten Schweissgeräten gab es noch keine elektronische Überwachung und vieles musste von Hand eingestellt und kontrolliert werden. Dieses Gerät hier erhitzt den Heizspiegel auf konstante 220 °C und presst die beiden Rohrenden mit einem Druck von 98 bar für 5 bis 6 Minuten aufeinander. Die Kunststoff Moleküle müssen unbedingt auf die gleiche Temperatur gebracht werden, um sich besser zu verbinden. Und auch der Druck in der Erhitzungsphase muss konstant sein. Zu viel Druck quetscht die Verbindungsschicht und macht sie zu dünn. Bei zu wenig hält die Verbindung schlecht», erklärt der 24jährige Schweisser.

Ein kurzes Signalgeräusch ertönt und Patrick Christen löst die Fixierung der beiden Rohre. Trotz aller Computertechnik blickt der bärtige Bauarbeiter noch einmal kurz zur Kontrolle auf seine Arbeit und nickt zufrieden. «Perfekt. Diese kleine Wulst bildet die Naht. Die hält bombenfest. Sogar besser als das eigentliche Rohr. Selbst wenn man die Leitung irgendwann einmal zerschneiden müsste, würde man das deshalb immer entweder vor oder nach einer solchen Schweissnaht tun.»

Das Abkühlen der frischen Naht dauert rund 30 Minuten – an heißen Tagen etwas länger, an kalten Tagen kürzer. Währenddessen beschriftet Patrick Christen noch die Schweissstelle am Rohr. «Eigentlich eine Fleissaufgabe. Bei diesem Gerät wird nämlich alles vollautomatisch protokolliert und man kann die Daten jederzeit abzurufen. Theoretisch könnte man die Daten auch auf einen Kleber ausdrucken und diesen dann auf dem Rohr anbringen.»

Die Naht ist mittlerweile ausreichend abgekühlt. Vorsichtig hebt Emin Rezepi mit einer Schlaufe an der Baggerschaufel das verlängerte Leitungsrohr an und schiebt es auf die offene Fläche entlang des Feldweges. Bereit, von Schweissnaht zu Schweissnaht weiterzuwachsen und schon bald zu einer wertvollen, unterirdischen Lebensader im Furttal zu werden.

Zum Projekt

Bewässerung Furttal ZH

Auftraggeber: Bewässerungsgenossenschaft Furttal BGF (rund 25 Gemüsebauer)
Totalunternehmer (TU): MARTY Gruppe
Ort: Kanton Zürich (sowie kleines Gebiet im angrenzenden Kanton Aargau)
Ziel: langfristige Sicherung der Bewässerung in einem landwirtschaftlich wichtigen Anbaugebiet

  • 12,7 Kilometer Leitungsbau durch 8 Gemeinden – quer durch Wald- und Wohngebiete
  • Errichtung eines Hochspeichers (500 m3 Fassungsvermögen) am Hüttikerberg sowie einer Wasserfassung und eines Pumpwerks (Leistung 109 l/s) an der Limmat
  • Montage von rund 50 neuen Hydranten
  • neben klassischen Pflüg- und Fräsarbeiten auch 24 horizontale, bis zu 300 Meter lange Spülbohrungen vorgesehen
  • geplante Fertigstellung: Frühjahr 2022

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