Reportage
Bewässerung Furttal ZH 07|2021

Fräsen im Feld

Neben steilem Gelände, Waldgebieten und Strassen- und Bachquerungen verläuft die geplante Wasserleitung grossteils durch landwirtschaftliche, ebene Flächen. Und damit durch jene Abschnitte, in denen zügig Meter gemacht werden können.

Es herrscht Hochbetrieb auf den Feldern: Überall sieht man Gemüsebauern am Werken, wie sie über dem ersten Grün gebückt Unkraut jäten oder junge Salatköpfe inspizieren. Immer wieder unterbrechen sie ihre Arbeit, um interessiert einem Bautrupp zuzusehen, der auf den ersten Blick so gar nicht in das morgendlich idyllische Landschaftsbild passt: zwei MARTY-Mitarbeiter machen sich am Rand der Felder auf nicht bepflanzten Streifen zum Fräsen bereit.

Baggerfahrer Martin Scherrer erklärt vorab, was heute auf dem Programm steht: «Zu Beginn von Grabungen fragt man sich immer, welche von drei Techniken die beste – sprich: die schnellste – ist. Ist das Gelände steil und unwegsam, verwendet man meist einen Bagger mit Einzelschaufel. Bei leicht steinigem, aber ebenem Untergrund entscheidet man sich in der Regel für das Fräsen, bei dem ein Bagger mit speziellem Aufsatzgerät eingesetzt wird, das den Aushub gleich neben den Graben legt. Am schnellsten geht aber zweifellos das Pflügen: Dabei wird in einem einzigen Arbeitsgang auch gleich das Rohr verlegt und der Graben zugeschüttet. Diese Technik funktioniert allerdings nur bei sehr lockerem Erdreich wirklich reibungslos.»

Nach eingehender Begutachtung hat sich das MARTY-Team auf dem heutigen Teilstück für das Fräsen entschieden. Der schwere Bagger wird in Position gefahren, die Schaufel wurde bereits gegen einen beindruckenden Fräseaufsatz getauscht: ein rund 3 m langes Schneidegerät, das einer riesigen Motorsäge ähnelt. Direkt darunter sind zwei Pflugscharen und ein seitliches Förderband montiert, mit dem die Erde feinsäuberlich an den Rand des gefrästen Grabens gehoben wird. Martin Scherrer geht zunächst noch die bereits in leuchtendem Rosa gesprayten Bodenmarkierungen ab und verbindet diese zu einer deutlich sichtbaren Linie.

Vorarbeiter Christian Lenherr bespricht mit ihm noch kurz den Grabungsabschnitt und der 35jährige besteigt den Bagger. Vorsichtig senkt er die imposante Fräse in eine vorbereitete Vertiefung und legt den Rückwärtsgang ein. Zentimeter für Zentimeter beginnt sich die Fräse durch das Erdreich zu arbeiten und den Aushub über das kurze Förderband am Rand des Grabens zu deponieren. Edy, der zweite MARTY-Mitarbeiter vor Ort, assistiert vom Boden aus.

«Nenn mich einfach nur Edy. Mein richtiger Name ist nämlich viel zu lang und für die meisten sowieso unaussprechlich», lächelt der ursprünglich aus Tschetschenien stammende Mann, während er immer wieder mit einer 2 m langen Baulatte nachmisst, ob die Grabungstiefe passt. «Bis zum letzten roten Farbstreifen auf der Latte sind es exakt 150 cm. Mindestens 140 cm Tiefe sollten es immer sein, damit die Wasserleitung später tief genug und frostgeschützt verlegt werden kann», erklärt der 30jährige Arbeiter.

Das trockene Wetter spielt dem eingespielten Trupp heute in die Karten. Wäre die Erde nämlich zu feucht, würde der Grabungskanal unter Umständen zusammenfallen und müsste im schlimmsten Fall neu angesetzt werden. Mit dem Verlegen des Rohres lässt man sich sowieso nie lange Zeit. Aus diesem Grund liegen die langen, aus Einzelrohren verschweissten Leitungen bereits am Rande des Feldweges parat.

Plötzlich stoppen die Grabungsarbeiten. Edy entdeckt einen grösseren Stein, der das Laufwerk blockiert. Martin Scherrer begutachtet das Problem und lässt die Fräse danach kurz in die Gegenrichtung laufen, um diese wieder frei zu bekommen. «Bei zu grossen Steinen muss aber ein Bagger her und diese mit der Schaufel herausheben. Kleinere entfernen wir gleich händisch», erklärt der Baggerfahrer, ehe er zurück in die Fahrerkabine klettert.

Während sich das zweiköpfige MARTY-Team wieder Meter für Meter durch die Landschaft fräst, ist Vorarbeiter Christian Lenherr zur Baustelle gekommen. Er hat es spürbar eilig. «Wir haben recht wechselhaftes und unbeständiges Wetter hinter uns. Teilweise sogar Dauerregen. Jetzt müssen wir das gute Wetter ausnützen und voll aufs Tempo drücken.»

Ohne weitere Erklärung hängt er ein gut 100 m langes, aus Einzelstücken vorab zusammengeschweisstes Leitungsrohr an seinen Bagger und zieht dieses wie eine schwarze Riesenschlange hinter sich her. Er legt das Riesenteil direkt neben den frisch ausgefrästen Graben, ehe er es danach vorsichtig in ganzer Länge im Graben versenkt.

Unbemerkt von der konzentriert schaffenden MARTY-Truppe sitzt auf dem Nachbarfeld schon die längste Zeit ein Gemüsebauer auf seinem alten Traktor und verfolgt aufmerksam die Arbeiten. Im Stillen träumt er vielleicht davon, wie schon bald all diese neuen Leitungen seine Felder bewässern werden.

Zum Projekt

Bewässerung Furttal ZH

Auftraggeber: Bewässerungsgenossenschaft Furttal BGF (rund 25 Gemüsebauer)
Totalunternehmer (TU): MARTY Gruppe
Ort: Kanton Zürich (sowie kleines Gebiet im angrenzenden Kanton Aargau)
Ziel: langfristige Sicherung der Bewässerung in einem landwirtschaftlich wichtigen Anbaugebiet

  • 12,7 Kilometer Leitungsbau durch 8 Gemeinden – quer durch Wald- und Wohngebiete
  • Errichtung eines Hochspeichers (500 m3 Fassungsvermögen) am Hüttikerberg sowie einer Wasserfassung und eines Pumpwerks (Leistung 109 l/s) an der Limmat
  • Montage von rund 50 neuen Hydranten
  • neben klassischen Pflüg- und Fräsarbeiten auch 24 horizontale, bis zu 300 Meter lange Spülbohrungen vorgesehen
  • geplante Fertigstellung: Frühjahr 2022

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