Reportage
Bewässerung Furttal ZH 06|2021

Fingerspitzengefühl im Wald

Eine lange Regenphase hat für einige Wochen einen besonders herausfordernden Bauabschnitt bisher unmöglich gemacht. An einem sonnigen Frühsommermorgen ist es endlich soweit: Die steilste und letzte Waldgrabung wird in Angriff genommen.

Bereits aus der Ferne hört man, wie sich der Allradbagger durch das Gelände arbeitet. Von seinen hydraulischen, beweglichen Metalltatzen samt Krallen abgestützt, gleitet der über 14 Tonnen schwere Schreitbagger wie ein hochbeiniges Insekt Meter für Meter entlang des offenen Leitungsgrabens hinunter. Schon früh am Morgen wurde das trockene Wetter ausgenutzt und das rund 100 Meter lange Teilstück aufgegraben und die Leitungsrohre darin verlegt. Jetzt geht es darum, den Graben wieder zuzuschütten und den Boden danach zu ebnen.

Am Steuer sitzt mit Hansjörg Meier einer, der seit 35 Jahren als Maschinist arbeitet und als gelernter Forstwart mit Wald und steilem Gelände bestens vertraut ist. «Mit diesem Bagger kann man Klettern wie eine Spinne», ist der 56jährige von seiner Gerätschaft begeistert. «Auch dort, wo man sogar als Mensch kaum mehr vorwärtskommt und normalerweise mit Seilwinden arbeiten muss.» Mit dem Sieblöffel schaufelt der erfahrene Baggerfahrer Meter für Meter feinere Erde in den Graben und verteilt sie vorsichtig rund um den schwarzen Leitungsstrang. Genau dort steht sein Sohn Markus, ein gelernter Strassenbauer, und entfernt händisch oder mit einer Spitzhacke grössere Steine, die Druckstellen auf der Wasserleitung verursachen könnten. Ein vertrautes Zusammenspiel, bei dem sich die beiden geradezu blind verstehen.

In einer kurzen Arbeitspause steigt Hansi, wie Hansjörg Meier von seinen MARTY-Kollegen kurz genannt wird, aus seiner Kabine und erklärt, was diesen Bauabschnitt so heikel macht: «Zum einen muss man gutes, trockenes Wetter abwarten und dieses dann rasch ausnutzen. Zum anderen arbeiten wir hier ja nicht nur durch steiles Gelände, sondern auch durch einen dichten Wald. Da muss ich mit Bagger und Schaufel extrem aufpassen, um nicht an irgendwelchen Bäumen, Ästen oder Sträuchern hängenzubleiben.» Für das rund 100 Meter lange Teilstück haben Vater und Sohn Meier dennoch gerade einmal einen Tag gebraucht: vom völlig verwachsenen Urzustand über das Aufgraben und Rohrverlegen bis zum Zuschütten und Ebnen.

Gutes Wetter und viel Fingerspitzengefühl am Joystick sind aber auch aus einem anderen Grund unverzichtbar. «Bei Regen und Feuchtigkeit würde auch der wertvolle Humus im Waldboden zu stark zusammengedrückt werden und kaputt gehen», erklärt der Baggerfahrer. Das ist mit ein Grund, warum Bodenschutz-Experten, die von Beginn an in das Furttal-Projekt eng eingebunden sind, diesem Waldabschnitt besonderes Augenmerk geschenkt haben.

Der Graben ist mittlerweile zugeschüttet, mit der Baggerschaufel wird das Erdreich über der Rohrleitung noch behutsam festgedrückt. Der kahle Streifen wird später noch angesät und schon bald wird in dem prächtigen Mischwald nichts mehr auf den Leitungsbau hinweisen. Bevor sich Vater und Sohn nach einem anstrengenden Tag in ihr Wohnmobil – ein bewährtes Zuhause für die Wochenendreisen der beiden begeisterten Motocrosser – zurückziehen, begutachten sie nochmals zufrieden ihr Werk. Gibt es etwas, was den beiden Bauarbeitern von diesem Waldstück besonders in Erinnerung bleibt? Hansjörg Meier lächelt überraschend sanft. «Vielleicht der Moment, als wir bei den Vorarbeiten zwei Rehkitze entdeckten, die kurz darauf von ihrer Mutter in aller Seelenruhe abgeholt und in ein nahes anderes Waldstück geführt wurden.» – Mit Sicherheit nur eine kurzfristige Störung für die scheuen Tiere, denn zum Blätterrauschen des Waldes kommt in Zukunft nur noch das völlig lautlose Rauschen in einer 355 mm starken Wasserleitung, die unsichtbar im Boden verläuft.

Zum Projekt

Bewässerung Furttal ZH

Auftraggeber: Bewässerungsgenossenschaft Furttal BGF (rund 25 Gemüsebauer)
Totalunternehmer (TU): MARTY Gruppe
Ort: Kanton Zürich (sowie kleines Gebiet im angrenzenden Kanton Aargau)
Ziel: langfristige Sicherung der Bewässerung in einem landwirtschaftlich wichtigen Anbaugebiet

  • 12,7 Kilometer Leitungsbau durch 8 Gemeinden – quer durch Wald- und Wohngebiete
  • Errichtung eines Hochspeichers (500 m3 Fassungsvermögen) am Hüttikerberg sowie einer Wasserfassung und eines Pumpwerks (Leistung 109 l/s) an der Limmat
  • Montage von rund 50 neuen Hydranten
  • neben klassischen Pflüg- und Fräsarbeiten auch 24 horizontale, bis zu 300 Meter lange Spülbohrungen vorgesehen
  • geplante Fertigstellung: Frühjahr 2022

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