Reportage
Bewässerung Furttal ZH 11|2021

Über Rebstock und Stein

Ein Bauabschnitt im Furttalprojekt hat es nicht nur landschaftlich in sich: der idyllisch über der Limmat und dem dortigen Pumpwerk gelegene Weingarten. Enge, für schwere Gerätschaft nicht befahrbare Wege und steiles Gelände erfordern dort neben Fingerspitzengefühl vor allem kreative Lösungsansätze beim Leitungsbau.

So verträumt der Platz an diesem nebeligen Herbsttag auch liegen mag, zwei Schwerarbeiter sind bereits seit der Früh hellwach am Schaffen: Menzi Muck und Christian Lenherr. Der eine ein knallgelber Schreitbagger und eine echte Bergziege, dabei locker 13,5 Tonnen schwer und 156 PS stark. Der andere ein 37-jähriges MARTY-Urgestein, gelernter Baumaschinenführer und Mechaniker und die letzten Jahre vor allem als Polier im Leitungsbau tätig.

Ein eingespieltes Team, das sich an diesem kühlen Morgen Meter für Meter einen steilen Abhang hinunterarbeitet und sich am Rande eines kleinen Weingartens eine mit farbigen Holzpflöcken vormarkierte Schneise durch dichtes Buschwerk und Bäume schlägt. Vorsichtig krallen sich die hydraulischen Bergstützen wie Krallen in das Erdreich, immer wieder setzt Christian Lenherr beim Hinabgleiten auch die Baggerschaufel zum Abstützen ein. «Das Füdli der Maschine darf nur nicht abhauen und seitlich abrutschen. Sonst geht’s dahin», weiss der erfahrene Bauarbeiter. Geschickt rupft er mit dem Greifer die einzelnen Pflanzen samt Wurzeln aus und legt sie auf einen Haufen. Mit der Baggerschaufel drückt der MARTY-Mitarbeiter das Grünzeug immer wieder zusammen und streicht danach über die gerodete Fläche, um diese von dünnen Ästchen und knorrigen Zweigen zu säubern. «Damit die Schiss-Hölzle später nicht im Weg sind», grinst Christian Lenherr schelmisch aus seiner gläsernen Fahrerkabine.

Mitten im steilen Hang ist plötzlich Stopp und der Bagger brummt nur noch auf Standgas vor sich hin. Der Maschinist greift zum Mobiltelefon, um zwei Kollegen von einer benachbarten Baustelle um Hilfe zu bitten. Bis diese vor Ort sind, gönnt er sich eine kleine Rauchpause und erklärt den Grund für den Unterbruch: «Der Bolzen der Schaufel löst sich, weil offenbar der Splint fehlt. Mit neuem Splint und einem Vorschlaghammer ist das schnell repariert.» Christian Lenherr lässt seinen Blick über den Weingarten hinweg ins Tal schweifen und schildert anhand der Landschaft, wo bei diesem Bauabschnitt die grössten Herausforderungen liegen: «Eine wirkliche Zufahrt gibt es nur von da unten. Man muss daher alles Grünzeug oder sonstiges Material mit dem Bagger zum Abtransport nach unten ziehen. Auch die tonnenschwere, aus Einzelrohren zusammengeschweisste Wasserleitung können wir daher nur von unten in den ausgebaggerten Graben legen und mit einer starken Seilwinde nach oben ziehen.»

Mittlerweile sind die Kollegen Martin und Edy mit Splint und schwerem Vorschlaghammer zur Baustelle gekommen. Martin schraubt den Hydraulikanschluss vom Greifer ab, damit Christian seine Schläge wuchtiger setzen kann, um den Bolzen wieder in die richtige Position zu bringen. Nach ein paar Minuten ist alles repariert und die Kollegen bereits zurück auf ihrer, nur wenige hundert Meter entfernten Baustelle. Christian baggert wieder allein im Weingarten. Einen letzten Baum hebt er noch samt Wurzeln aus der Erde und zieht diesen gemeinsam mit dem mittlerweile mehrere Meter hohen Grünzeug-Haufen ins Tal. Fertig ist das schmale, erdige Band, in dem später der Leitungsgraben gezogen wird.

Christian Lenherr hat den Bagger auf ebener Fläche abgestellt und betrachtet etwas missmutig einen Maschendrahtzaun mit morschen Holzpfählen, der zusammengerollt vor ihm liegt. «Entlang des Weingartens müssen wir nach Abschluss aller Arbeiten wieder einen Zaun errichten. Der alte war schon in einem wirklich schlechten Zustand und zudem brutal windschief. Das wird noch eine mühsame Aufgabe.»

Für heute steht aber eine andere Aufgabe auf dem Programm: Der MARTY-Mitarbeiter greift nach GPS-Gerät und Messstange. Auf dem Display des TOPCON-Gerätes liest er exakt den geplanten Leitungsverlauf der Wasserrohre ab und auch, wo bestehende, im Erdreich versteckte Leitungen diesen queren. Er steigt den Abhang nach unten und zeichnet mit Spraydose rosa leuchtende Hilfslinien, ehe er bei schwindendem Tageslicht noch einmal in die Fahrerkabine klettert. Bereit zur letzten Tat für heute: das Ausbaggern des Leitungsgrabens.

Ein paar Tage später findet sich der MARTY-Bautrupp noch einmal im Weingarten ein. Heute soll das lange Leitungsrohr in den Graben verlegt werden. Mit von der Partie ist diesmal auch der örtliche Förster Markus, der seinen schweren Traktor im oberen Waldstück abgestellt hat. Darauf montiert eine Seilwinde, die über eine Zugkraft von bis zu 40 Tonnen verfügt. «Die werden wir auch brauchen», ist sich der verantwortliche Polier Christian Lenherr sicher, als er die gut 150 Meter lange Leitung wie eine dicke, schwarze Schlange im Tal liegen sieht.

Das Stahlkabel ist am Rohrkopf angebracht, es kann losgehen. Förster Markus schaltet mittels Fernbedienung die Seilwinde ein und langsam schiebt sich das lange Rohr bergwärts. Ein Bagger ist dabei so positioniert, dass er mit seiner Schaufel das hinaufwandernde Leitungsrohr stetig unter ein Bündel aus quer durch den Graben verlaufenden Strom- und Wasserleitungen drückt. Die heikle Operation, die im Vorfeld für einiges Kopfzerbrechen gesorgt hat, ist ohne Probleme und zur Zufriedenheit aller in nicht einmal einer Stunde erledigt. Die Erleichterung der Truppe ist spürbar, als MARTY-Mitarbeiter Edy zum Spass auf der perfekt im Graben liegenden Leitung ein paar Meter nach unten rutscht. Surfen im steilen Gelände. Mitten im Schweizer Novembernebel. Und ganz ohne Wasser. MARTY macht offenbar sogar das möglich …

Zum Projekt

Bewässerung Furttal ZH

Auftraggeber: Bewässerungsgenossenschaft Furttal BGF (rund 25 Gemüsebauer)
Totalunternehmer (TU): MARTY Gruppe
Ort: Kanton Zürich (sowie kleines Gebiet im angrenzenden Kanton Aargau)
Ziel: langfristige Sicherung der Bewässerung in einem landwirtschaftlich wichtigen Anbaugebiet

  • 12,7 Kilometer Leitungsbau durch 8 Gemeinden – quer durch Wald- und Wohngebiete
  • Errichtung eines Hochspeichers (500 m3 Fassungsvermögen) am Hüttikerberg sowie einer Wasserfassung und eines Pumpwerks (Leistung 109 l/s) an der Limmat
  • Montage von rund 50 neuen Hydranten
  • neben klassischen Pflüg- und Fräsarbeiten auch 24 horizontale, bis zu 300 Meter lange Spülbohrungen vorgesehen
  • geplante Fertigstellung: Frühjahr 2022

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